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#1

eure erfahrungen mit transsexualität

in Transgender-Info-Forum 07.01.2019 22:28
von jinggle Nullposter | 1 Beitrag | 1 Punkte

hallo,
ich bin neu hier und hoffe das ihr mir anhand eurer erfahrungen evtl. schildern könnt wie so ein werdegang verläuft, evtl. sind ja auch bereits welche hier anwesend die sich damit bereits mehr auseinander gesetzt haben als ich mich damit. ich probiere es mal möglichst kurz und knapp alles zu bündel, ich hoffe ich schaffe das...
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1. ich frage mich immer wieder wenn jemand sich dazu entscheidet solch einen eingriff zu machen wie glücklich er / sie dann mit dem ergebnis ist. ist es so wie ihr es euch vorgestellt habt oder eher das gegenteil, fühlt ihr euch aktuell wohl und würdet ihr es wieder machen. ich lese sehr oft das manche patienten und patentinnen sich wünschten nach der OP das ganze wieder rückgängig zu machen, sind das nur einzelfälle die ihre entscheidung dann doch bereuen oder ist das eher ne prozentuale quote die einfach fest existiert?
2. was mich sehr interessieren würde ist wie es mit partnerschaften aussieht, ich denke das es immer noch vielen schwer fällt einen transsexuellen partner zu haben. somit befürchte ich das längfristigere beziehungen nur sehr selten vorkommen, eine ehe stelle ich mir auch daher schwer vor aber korrigiert mich falls ihr da andere erfahrungen habt, bitte!
3. BI als transgender?!? geht das oder ist das eher die ausnahme?
4. wieviele andere operationen sind damit verbunden? gesicht anpassen z.B. oder andere kleine "anpassungen" habt ihr machen oder nicht machen lassen? und was zahlt die krankenkasse in solchen fällen?
5. wie haben eure verwandten, euer umfeld das aufgenommen. wurdet ihr mehr unterstützt oder sogar gemobbt und ausgeschlossen?
6. und die sicher wichtigste frage: würdet ihr es wieder tun und fühlt ihr euch jetzt wohl oder wollt würdet ihr noch etwas ändern wollen?

liebe Grüße


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#2

RE: eure erfahrungen mit transsexualität

in Transgender-Info-Forum 14.01.2019 18:19
von marc Admin | 676 Beiträge | 801 Punkte

Hallo und herzlich Willkommen!

1. Da mir der Penoidaufbau noch fehlt - ich also noch nicht komplett bin - kann ich diese Frage nur zu 50 % beantworten. Mit dem Ergebnis meiner Brust bin ich zu 90 % zufrieden. Die Narben sind soweit okay und ich laufe im Sommer auch oben ohne durch die Gegend (zumindest im heimischen Bereich), aber da ich immer wieder ein paar Kilo zugenommen habe, hat sich Fettgewebe unter die Brust geschoben, so dass ich jetzt wieder einen kleinen Brustansatz habe. Glücklich bin ich aber trotzdem, dass ich den Eingriff habe machen lassen! Und ich bin auch glücklich, das ich mein Leben als Mann leben kann.
2. Nunja, das gestaltet sich bei mir eher schwierig. Es gibt genug Transsexuelle, die einen Partner haben und in einer glücklichen Beziehung leben. Ich bin eher schüchtern und kann nicht so auf Frauen zugehen. Und über Onlinedating... naja, ich habe halt immer für mich selber das Gefühl, dass ich eine Frau belügen würde, wenn ich sie anschreibe. Untenrum bin ich ja noch weiblich. Ich habe zwar mit der Transgender-Lounge eine eigene Dating-Community gegründet, aber die läuft eher nicht so dolle.
3. Bi als Transgender geht natürlich. Warum auch nicht? Meiner Meinung nach ist jeder Mensch Bi. Aber es lebt nicht jeder aus. Ich selbst bezeichne mich eigentlich als Hetero. Aber ich könnte auch nicht wirklich ausschliessen, dass ich mich in einen Mann verliebe. Man verliebt sich ja in den Menschen und nicht in das Geschlecht.
4. Das kommt darauf an, denke ich. Ich habe nichts weiter machen lassen. Ein Transmann wird da wohl auch eher weniger machen lassen müssen/wollen. Bei den Transfrauen könnte das schon eher vorkommen. Vor allem dann, wenn das Gesicht sehr maskulin ist, könnte man da evtl was an den Wangenknochen machen oder an der Nase... wie die Mädels das dann halt so wollen. Ich habe schon in ein paar Reportagen über Transgender gesehen, dass Transfrauen gerne im Gesicht nachhelfen.
OP´s die als reine Schönheitsoperation gelten, werden in der Regel nicht von den Kassen übernommen. Aber die Operationen, die für Trans relevant sind, werden übernommen. Wobei das auch wieder Auslegungssache sein kann. Wenn eine Transfrau jetzt z.B. durch die Hormone eine Brust mit A - Körbchen erreicht, sie aber gerne ein B-Körbchen hätte, dann könnte die Kasse das als Schönheits-OP auslegen.
Grundsätzlich muss die Kasse aber B sagen, wenn sie A gesagt hat. Soll heißen, die Kasse kann nicht hingehen und die Kosten für eine Brustvergrößerung bezahlen und dann die Kostenübernahme für eine Neovagina verweigern.
5. Meine Erfahrung ist, dass das Umfeld überwiegend positiv reagiert, wenn man offen damit umgeht. Meine Eltern haben nicht gerade HURRA geschrieen und meine Mutter war auch Anfangs gegen die OP, aber sie haben mich trotzdem nicht vor die Tür gesetzt (wobei das eh nicht gegangen wäre, weil ich nicht mehr da gewohnt habe).
6. Definitiv JA! Ich fühle mich auf jeden Fall wesentlich wohler als vorher! Wenn ich nochmal davor stünde, dann würde ich früher mit allem anfangen (ich war Anfang 30 als ich anfing). Und wenn ich mich endlich mal dazu aufraffen könnte und mich um meinen Penoidaufbau kümmern würde, dann würde ich mich sicher auch irgendwann mal komplett fühlen!





http://www.transmann-info.de


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#3

RE: eure erfahrungen mit transsexualität

in Transgender-Info-Forum 19.03.2024 07:08
von LeKain Greenhorn | 25 Beiträge | 25 Punkte

1. Ich glaube, so platt meine Antwort klingt: Das ist für jede Person unterschiedlich. Die meisten Trans* sollen zufrieden sein, sagt mein Therapeut. Es gibt wohl nur wenige "Rückkehrer", die mit der Angleichung unzufrieden sind.

Allerdings gibt's auch welche, die nur die amtliche Namensänderung vornehmen und sich nicht operieren lassen. Das ist also ebenfalls möglich.

Der Penisaufbau ist angebl. insgesamt noch sehr kritisch (mein Therapeut hat davon generell abgeraten), da dabei häufiger etwas schief geht und es überdurchschnittlich oft zu Komplikationen kommt.

Ich kenne sowohl Rückkehrer als auch zufriedene Trans*männer.
Es gibt m.W.n. eine Statistik der Rückkehrer (die zuletzt m.W.n. gering war), allerdings hilft diese im Einzelfall wenig, da jeder Mensch ein eigenes Individuum ist.
Es gibt leider keine Glaskugel, die einem die Zukunft vorhersagt.

Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis der jeweiligen OP kann leicht variieren, da jeder Operateur anders modeliert. Man kann sich i.d.R. selbst innerhalb einer Klinik nicht aussuchen, welcher Operateur den Eingriff schließlich vornehmen wird.

2. Tatsächlich kann die Partnersuche und -schaft ein Problem darstellen. Ich kenne Menschen, die es geschafft & einen Partner/Partnerin gefunden haben; solche, die nur an A*** geraten sind, welche nur einen exotischen F*** haben wollten; solche, deren vorherige Beziehung an der Transition zerbrochen ist und solche, bei denen die vorherige Beziehung gehalten hat und weiterhin anhält.
Meine Beziehung hat gehalten.

3. Es gibt Bisexuelle als Transgender. Natürlich gibt's alle (A-)Sexualitäten - das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Aber vor Gutachter*innen sollte man m.W.n. vorsichtshalber behaupten, heterosexuell zu sein (d.h. der Trans*mann mag Frauen, die Trans*frau mag Männer). Da gibt's leider noch das "veraltete" heteronormative Beziehungsmodell in den Köpfen vieler Gutachter*innen.

4. Es gibt die Mastektomie (Brust ab). Die Mastektomie wird i.d.R. ohne Stielung vorgenommen - dadurch gehen ggfs. haptische Empfindungen verloren. Bei einer Stielung bleibt etwas Brustgewebe zusammen mit Nervengewebe in der Brust zurück - es entsteht eine leichte Männerbrust, aber die ist m.M.n. nicht besonders auffällig. Ich persönlich würde Trans*männern zur Stielung raten.

Oft können Gebärmutter und Eierstöcke erhalten bleiben.
Diese werden durch das Testosteron im Normalfall inaktiv (Ausnahmen gibt's immer, dann sind u.U. Eingriffe nötig).
Von einer Entfernung der Gebärmutter wird abgeraten, da sich dadurch Organe verschieben könnten.

Die äußere Erscheinung ändert sich i.d.R. durch das Testosteron von alleine (z.B. Bartwuchs).
Bei Trans*frauen ist das Thema schwieriger.

Falls man möchte, gibt's den kleinen und großen Penoidaufbau.
Die KK zahlt nur dann, wenn du die Gutachten hast.

Die Hormontherapie wird i.d.R. grundsätzlich übernommen. Allerdings kann's nicht schaden, bei der KK vorher nachzufragen - am besten schriftlich.
Manche Krankenkassen können mit ihren Leistungsangeboten variieren.

Trans*männer können durch die Hormonumstellung (je nachdem, wie alt sie vor der Transition sind) in vorzeitige Wechseljahre geraten - manche nennen das "2. Pubertät" - je nach Veranlagung kann das u.U. unangenehm sein. Trans*männer müssen ein Leben lang Vaginalgel (Östrogensalbe) benutzen, sofern sie nicht permanent Blasenentzündungen bekommen möchten. Trans*frauen müssen, sofern ich weiß, ihre Vagina regelmäßig dehnen, damit diese nicht verklebt.

5. Ich kenne von Bekannten, bis auf wenige Ausnahmen, verhaltene bis positive Reaktionen.
Vielleicht melden sich jene nur nicht, bei denen es schlecht lief, k.A.

Ich kann mir persönlich schwer vorstellen, daß die Familien alle positiv reagieren, im Gegenteil.

Ich kann mir gut vorstellen, daß es auch hier alles gibt - wie du bereits vermutet hast.

Bei mir und der Familie meiner besseren Hälfte lief's insgesamt mit Outings aller Art eher nicht gut.
Manche brauchten länger, um es "zu verdauen", andere halten nichts davon und haben sich abgewandt. Wiederum andere geben sich distanziert-freundlich.
Manche wurden beleidigend und verletzend.
Reaktionen gibt's so viele, wie es Menschen gibt.

6. Wie oben geschrieben gibt's nichts, was es nicht gibt. Ich persönlich bereue nur, daß ich nicht früher davon wusste.
K.A. ob's Veranlagung ist oder mit dem Alter zusammenhängt, doch die krassesten Veränderungen finden in jungen Jahren statt. Je älter man wird, ehe man die Transition vornimmt, desto weniger tut sich äußerlich.


zuletzt bearbeitet 19.03.2024 07:44 | nach oben springen

#4

RE: eure erfahrungen mit transsexualität

in Transgender-Info-Forum 04.04.2024 14:25
von Freya Kennt sich aus | 416 Beiträge | 448 Punkte

1. Es gibt ca. 1% der trans Personen, die in die Detransition gehen. Davon haben ca. 70% den Rückweg eingeschlagen, weil sie mit dem gesellschaftlichen Druck nicht umgehen konnten. Ein weiterer guter Prozentsatz besteht aus Leuten, die feststellen, dass sie nicht ins binäre Schema passen und im enby Bereich landen, quasi, noch nicht fertig waren. Detransition kann aber auch schon lange vor einer OP stattfinden, so dass die gesamtzehl der trans Personen, die so unglücklich mit OPs sind dass sie alles rückgängig machen, eher gering ist. Außerdem darf man nie vergessen, dass das kein leichter Entscheidungsprozess ist, bis man bei den OPs ankommt. Nochmal zusätzliche Indikation, lange Wartezeiten auf erst Vorstellung, dann die Krankenkassenbewilligung und dann den Termin. Man hat sehr viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
2. Tatsächlich ist es meist nicht die Transgeschlechtlichkeit, die in meiner Erfahrung, Partnerschaften zerbrechen lassen hat, sondern entweder, dass der Partner nicht bereit ist, seine / ihre eigene Sexualität anzupassen (und plötzlich soll ich lesbisch sein?) oder dass die Enttäuschung, dass man den Partner nie richtig gekannt hat, einfach so groß ist, dass es daran zerbricht.
Von meiner Seite kommt hinzu, dass ich nicht sicher bin, als was mich ein potentieller neuer Partner sehen würde, als Frau oder als trans. letzteres fände ich kacke.
3. Deine Transgeschlechtlichkeit hat nichts mit deiner sexualität zu tun, obwohl viele trans Personen ihre sexualität anpassen / ändern / erweitern ... wenn man schon mal dabei ist, sich zu hinterfragen, kann man sich darüber ja auch mal gedanken machen. Deswegen ist "Transsexualität" auch so ein fehlerhafter begriff, weil es halt nichts mit sex zu tun hat. Trans Personen können wie jeder andere Mensch alle sexualitäten, romantischen ausrichtungen und kinks haben.
4. mit dem trans Sein ist erst mal gar keine OP verbunden. Du bist trans, sobald deine Geschlechtsidentität nicht mit deinem Hebammengeschlecht übereinstimmt. Was du dann damit machst, ist ganz allein deine Sache, womit du dich wohl fühlst und was du dir leisten kannst. Für mich ist die geschlechtsangleichende OP ein muss, ich würde gerne meinen Haaransatz verbessern und alles andere wäre nice to have, wenn ich denn mal irgendwo Geld gewinnen würde. Brust-OP stand irgendwie nie auf dem Plan, weil ich einfach denke, dass das weder im Passing, noch in meinem Wohlbefinden noch in meinem Selbstbild als Frau weiterbringt. Es wäre möglicherweise nett, aber ich habe die Brüste, die mir die Natur gegeben hat und damit werde ich zufrieden sein.
Auf der anderen Seite kenne ich viele trans Männer, die vor allem dringend die Brüste loswerden wollten, die aber aus verschiedenen Gründen vor dem Penisaufbau zurückschrecken. Auch die Totalentnahme ist nicht jedermanns Sache und ich habe auch schon einen schwangeren trans Mann kennengelernt.
5. Meine eine Tochter redet nicht mehr mit mir, mein Sohn hat mich Freunden gegenüber schon als "Mutti" bezeichnet, meine Mutter schämt sich, dass sie nie was gelernt hat. Meine (entfremdete) Frau ist eher indiferent.
6. Alles, was ich bisher gemacht habe und was dieses Jahr noch ansteht, ist für mich absolut notwendig. Und ich würde es wieder tun. Und das sage ich, nachdem mir die Hormone (oder vielmehr die Testoblocker) die ersten echten Depressionen beschwert haben und ich weiß, dass ich mich wirklich noch an die tägliche Routine nach der GaOP gewöhnen werden muss.


Ich bin Freya, meine eigene Göttin!


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