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Coming Out den Kindern gegenüber

in Transsexuelle Eltern 27.07.2014 21:01
von marc Admin | 675 Beiträge | 800 Punkte

Quelle: LSVD

Hier geht es zwar um das Outing von Schwulen und Lesben, aber ich denke mal, die Tipps sind auch für Transsexuelle anwendbar.

Coming-Out den Kindern gegenüber – Tipps für Eltern

Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, in Ruhe darüber nachzudenken, wie „spät berufene“ lesbische Mütter und schwule Väter ihre neue Erkenntnis über sich selbst am besten mit ihren Kindern teilen und über die damit verbundenen Veränderungen sprechen wollen.

Von dem nordamerikanischen Netzwerk COLAGE, in dem sich die Kinder homo-, bi- und transsexueller Eltern organisieren, wurden Tipps heraus gegeben, die Eltern bei ihrem Coming-Out gegenüber ihren Kindern helfen sollen. Dort heißt es: “Hier bei COLAGE glauben wir, dass wir Kinder wirklich die Wahrheit über die sexuelle Orientierung unserer Eltern wissen wollen. Normalerweise haben wir schon so eine Ahnung, bevor ihr zum ersten Mal mit uns darüber redet! Doch dass wir es gerne wissen wollen, heißt nicht automatisch, dass wir alle vor Freude außer uns sind über die Neuigkeiten, besonders am Anfang. Es kann große Veränderungen in unserem Leben bedeuten, besonders wenn eine Scheidung oder eine Trennung damit verbunden ist.“

COLAGE ist ein Akronym für “Children of Lesbians and Gays Everywhere“. COLAGE ist eine nationale Organisation in den USA, die sich für Kinder homo-, bi- und transsexueller Eltern engagiert, sie vernetzt und vielfältige Programme, Materialien und Informationen anbietet, zur Stärkung kleiner wie großer Kinder lesbischer Mütter und schwuler Väter.

Die Tipps dieser Kinder für das späte Coming-Out lesbischer Mütter und schwuler Väter sind so umfassend und gut, dass gar keine neuen „erfunden werden“ mussten:

„Was ist gut zu wissen, wenn ich meinen Kindern sagen will, dass ich lesbisch oder schwul bin“?

1. Es ist nie zu früh für das Coming-Out gegenüber Ihren Kindern!

Kinder begreifen Liebe. Wofür sie jedoch kein Verständnis haben, sind Täuschungen und Versteckspiele.

Und ... es ist nie zu spät für das Coming-Out gegenüber Ihren Kindern!

Es gibt Männer und Frauen, deren Eltern sich ihnen gegenüber erst geoutet haben, als sie selbst bereits in den Vierzigern waren. Rätsel konnten plötzlich gelöst werden und fehlende Puzzleteile komplettierten ein endlich stimmiges Bild ihrer Familie. Die Wahrheit zu erfahren, ist für Kinder meist eine Erleichterung, gleich in welchem Alter sie sind.

2. Sprechen Sie mit Ihren Kindern an einem privaten Ort, an dem die Nachricht Aufmerksamkeit erhalten kann und vertraulich bleibt.

Es ihnen beim Sonntagsessen im Lieblingsitaliener zu erzählen, wäre keine gute Idee.

3. Sorgen Sie dafür, dass genügend Zeit für ein anschließendes Gespräch zur Verfügung steht, wenn es notwendig sein sollte.

Wenn die Kinder z. B. das Wochenende mit Ihnen verbringen, sollten Sie schon am Samstagmorgen mit ihnen sprechen und nicht erst auf den letzten Drücker vor ihrer Rückfahrt am Sonntagabend.

4. Wenn Sie unsicher sind, wie genau Sie es den Kindern sagen sollen, schreiben Sie es einfach auf und machen einen „Probelauf“ mit einem/einer Freund/in.

5. Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf das Coming-Out ihrer Eltern.

Einige werden etwas Zeit und Raum brauchen, um für sich alleine die Neuigkeiten zu verarbeiten. Andere werden eine Million Fragen haben. Wieder andere werden erst einmal überhaupt keine Reaktion zeigen. Gleich wie Ihre Kinder auf Ihr Coming-Out reagieren werden, respektieren Sie den Prozess, den Ihre Kinder nun selbst durchlaufen müssen.

6. Hören Sie zu und stellen Sie Fragen.

Machen Sie Ihren Kindern Gesprächsangebote. Sie können sie z. B. fragen, was sie über Lesben und Schwule wissen und davon halten. Solche Fragen können als Ausgangspunkt genutzt werden für ein Gespräch über sexuelle Orientierungen im Allgemeinen und über etwaige Vermutungen, die die Kinder vielleicht im Zusammenhang mit Ihnen hatten. Achten Sie auf die Signale ihrer Kinder. Lassen Sie ihnen die Zeit, die Sie brauchen. Bleiben Sie offen und im Gespräch.

7. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Homosexualität in einer Weise, die
dem Alter der Kinder angemessen ist.

Bitte glauben Sie nicht, dass Ihr Coming-Out den Kindern gegenüber der Startschuss ist für die Große „Was wir schon immer über Sex wissen wollten“-Debatte.

Sprechen Sie über Ihre „sexuelle Orientierung“, indem Sie den Kindern beschreiben, wie Sie Gefühle der Liebe und der Fürsorge bei sich entdeckten verbunden mit einer zunehmenden Anziehung und Sehnsucht nach einem Menschen desselben Geschlechts. Wenn Sie eine/n Liebste/n haben und Sie sich damit wohl fühlen, diese Information mit Ihren Kindern zu teilen, ist es eine gute Idee, Ihren Kindern Ihre Gefühle zu erklären im Zusammenhang mit diesem konkreten Menschen. Vielleicht kennen Sie Ihre/n Freund/in sogar. Ein anderer Mensch macht das Ganze konkreter – weniger abstrakt und (be)greifbarer.

8. Machen Sie sich klar, dass Ihre sexuelle Orientierung jetzt nicht etwa einmal auf den Tisch kommt und es damit „gut ist“. Sie wird lebenslang ein Thema Ihrer gemeinsamen Gespräche bleiben.

Die Gedanken, Gefühle und Fragen Ihrer Kinder werden weiter bestehen und sich verändern, wenn die Kinder älter werden. In diesem Monat ist ihnen das Ganze vollkommen egal, im nächsten haben sie vielleicht Angst, sind wütend oder fühlen sich gedemütigt, im nächsten Jahr platzen sie vor Fragen ... Bleiben Sie einfach im Gespräch mit Ihren Kindern. Der Trick besteht darin, im Gespräch zu bleiben, ohne den Eindruck zu erwecken, die ganze Zeit nur über das EINE reden zu wollen. Doch glauben Sie uns: Im Zweifelsfall ist es besser, Sie gehen Ihren Kinder damit auf die Nerven, denn das Thema kommt zu selten auf den Tisch.

9. Lassen Sie Ihr Kind wissen: „Ganz gleich was passiert, ich liebe dich!“

Ihre Kinder werden wahrscheinlich befürchten, dass Sie nicht länger die gleichen Interessen teilen oder Sie irgendwie „anders sein“ werden als vor ihrem Coming-Out.

Während eines späten Coming-Out erleben einige Eltern so etwas wie eine „zweite Jugend“. Lassen Sie Ihre Kinder wissen, dass Sie glücklich sind und Sie einen ganz neuen Aspekt Ihres Lebens genießen UND dass – gleich was passiert – die Kinder die Nummer Eins in Ihrem Leben bleiben werden! Und dann beweisen Sie es, indem Sie gleichmäßig achtsam und im Gespräch bleiben.

10. Helfen Sie Ihren Kindern dabei, etwaige Stereotype und Vorurteile über Lesben und Schwule zu überwinden.

Wenn Ihre Kinder schon andere Schwule und Lesben kennen – stellen Sie Vergleiche an zwischen diesen und Ihnen selbst. Wenn die Kinder keine anderen Lesben und Schwule kennen, sprechen Sie mit ihnen über die Dinge, die für Sie auf der Hand liegen, wie „nicht alle Schwule sind Friseure und nicht alle Balletttänzer oder Stewards schwul“. Nennen Sie Beispiele berühmter Personen, die Ihre Kinder toll finden, und die lesbisch oder schwul sind oder waren.

Es kann sein, dass Ihre Kinder sich heimlich Sorgen machen, dass Ihre ganze Persönlichkeit sich jetzt, wo Sie lesbisch oder schwul sind, verändert. Versichern Sie ihnen, dass Sie nach wie vor Sie selbst sind. Schwul oder lesbisch zu sein ist einfach nur ein weiteres Merkmal, dass zu Ihrer Persönlichkeit hinzukommt. Es gibt nicht eine spezielle Art, wie Lesben oder Schwule zu sein haben oder sich verhalten müssen.

11. Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit, mit anderen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen, bei denen sie Unterstützung finden können.

Vielleicht haben Ihre Kinder derzeit Angst, Sie zu verletzen und halten teilweise mit den eigenen Gefühlen hinterm Berg. Für Ihre Kinder kann es eine Erleichterung sein, Ihre Gefühle gegenüber einem anderen Erwachsenen zum Ausdruck zu bringen, der gut mit der aktuellen Situation umgehen kann.

Erleben Sie derzeit einen Ihrer Elternteile, Geschwister oder Freunde oder Freundinnen als besonders unterstützend? Oder vielleicht gibt es einen anderen Erwachsenen, dem Sie hier vertrauen? Dann richten Sie es doch so ein, dass die Kinder Zeit mit dieser Person verbringen, so dass sich die Gelegenheit zu einem Gespräch „unter vier Augen“ bietet.

12. Vielleicht sind Ihre Kinder selbst schwul oder lesbisch; vielleicht sind sie aber auch heterosexuell.

Welche sexuelle Orientierung Ihre Kinder haben (werden), sagt nichts über Ihre Qualität als Eltern aus. Die Kinder werden weder ihr Leben lang das Eingehen fester Bindungen meiden noch homophob werden, weil sie ein spätes Coming-Out ihrer Mutter oder ihres Vaters miterlebt haben. Wenn Ihre Kinder – trotz Ihres überzeugenden Vorbilds – heterosexuell werden, entspannen Sie sich: Sie haben nichts falsch gemacht! Unterstützen Sie Ihre Kinder bei Ihrer Suche nach der eigenen sexuellen Orientierung so ergebnisoffen, wie Sie es sich selbst von Ihren Eltern ge-wünscht hätten.

13. Respektieren Sie die Wünsche Ihrer Kinder, wie, wann und wem sie von ihrer lesbischen Mutter oder ihrem schwulen Vater erzählen wollen.

Gestatten Sie Ihren Kindern, in ihrer eigenen Geschwindigkeit Freund(inn)en, Mitschüler(inne)n und anderen wichtigen Menschen in ihrem Leben die „Neuigkeit“ mitzuteilen. Erkennen Sie an, dass sich nun Ihre Kinder in einem Coming-Out Prozess befinden – mit der Freude und der Last der Offenbarung.

14. Abschließend der wichtigste Rat: Stellen Sie für Ihre Kinder Kontakt her mit anderen Kindern lesbischer Mütter und schwuler Väter.

Psychosoziale Studien zeigen, dass Kinder, die erfahren, dass es andere Kinder lesbischer Mütter und schwuler Väter gibt und sich mit ihnen austauschen können, weniger Stress mit ihrem „neuen“ Familienhintergrund haben. Schließen Sie sich einer Ilse-Gruppe an („Initiative lesbischer und schwuler Eltern“ im LSVD, www.ilse.lsvd.de) oder gründen Sie eine eigene, wenn es in Ihrer Nähe noch keine gibt. Besuchen Sie ein LSVD Familienseminar (www.family.lsvd.de). Wenn Ihre Kinder schon an der „Maus hängen“, dann machen Sie sie auf das interaktive Internetangebot speziell für Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien aufmerksam (www.kids.lsvd.de). Hier können sie sich mit anderen Kindern bundesweit in einem Forum und einem Chat austauschen. Kaufen Sie Bücher für Ihre Kinder, die von Regenbogenfamilien mit einem späten Coming-Out berichten.





http://www.transmann-info.de


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